Bombenlegers Black Black Penguin Penguin Blog

<<<   >>>
Überwachung, koste es, was es wolle

Jetzt geht es wieder los wie vor nicht allzulanger Zeit bei den Software-Patenten: Wenn das Parlament nicht so tut wie gewünscht, dann ignorieren die Mächtigen es eben einfach:

Clarke pocht nun darauf, dass das Parlament den Vorschlag der Kommission bereits in 1. Lesung Mitte Dezember ohne lange Debatten absegnen soll. [...] Den Rahmenbeschluss wollen die Minister aber parallel weiter vorantreiben, falls sich das bei der Richtlinie beteiligte EU-Parlament quer legen sollte.

(Quelle: Heise Newsticker)

Mensch, da sollen die Herren Ratsminister doch gleich ehrlich sein und offen zugeben, daß ihnen das Parlament schnurzegal ist. Wenn sie noch ehrlicher wären, könnten sie es auch gleich ganz abschaffen. Aber Ehrlichkeit ist schließlich ein K.O.-Kriterium in einer Politikerkarriere, also sollten wir damit nicht rechnen. Außerdem muß ja die Fassade vor der Multiple-Choice-Diktatur schon stehenbleiben...

Aber zurück zu den europäischen Überwachungsplänen: Ich frage mich immer noch, wie man sich das eigentlich vorstellt. Da wird einerseits behauptet, man wäre nur an Verbindungsdaten interessiert (wer wann mit wem), nicht an den Kommunikationsinhalten. Auf der anderen Seite streitet man sich, ob man nun z.B. Chats auch mit überwachen soll oder nicht. Allein die Erkennung, ob es sich um eine Chat-Verbindung handelt, setzt aber schon eine gewisse Inhaltsanalyse voraus (man denke z.B. an Webchats). Noch ein anderes Beispiel: IRC (Internet Relay Chat) ist zwar normalerweise auf Port 6667, also könnte man alle Connects zu dieser Portnummer aufzeichnen. Aber was hindert mich, einen IRC-Server auf Port 6668 zu starten? Im Endeffekt müsste man also gleich alle TCP-Connects und alle UDP-Header aufzeichnen, oder?

Haben die Überwachungsfetischisten denn überhaupt eine Vorstellung, welche Datenmengen da zusammenkommen? Nur eine Überschlagsrechnung: Nehmen wir mal an, ein vernetzer Rechner macht 2 Connects pro Sekunde. Das ist für Privatrechner hoch gegriffen, für Server aber viel zu wenig. Na gut, vielleicht mittelt es sich raus, und es ist ja alles nur geschätzt. Nun multiplizieren wir das mit der Anzahl Rechner im Internet, im Moment vielleicht 200 Millionen (sehr vorsichtig). Klar steht nicht jeder davon in Europa, aber auch diese können gelegentlich nach Europa verbinden. Rechnen wir mal mit der Hälfte weiter, also 100 Millionen. Dann hat jeder Monat noch ungefähr 2.6 Millionen Sekunden. Und nehmen wir mal minimalistisch 16 Byte pro Logging-Eintrag an (2 IPs, Zeitstempel, Protokoll, Port). Alles zusammen kommt man damit auf über 8300 Terabyte pro Monat!.

Wer soll diesen gigantischen Datenhaufen eigentlich speichern oder durchsuchen?? Ich habe immer mehr den Eindruck, da hat jemand nicht so ganz verstanden, wie das Internet funktioniert...

Und das sind erstmal die Rohdaten, keinerlei Indizierung oder ähnliches, um diesen wüsten Haufen auch durchsuchbar zu machen. Dafür darf man nochmal 40..50% draufschlagen (Indices über IP und Zeit beispielsweise), also erhöhen wir auf 11700 Terabyte. Jetzt rechnen wir das Ganze nochmal auf Festplatten um: Ein gutes Preis/Leistungsverhältnis haben gerade 300GB-Platten, mit Mengenrabatt dürfte da eine für ca. 100 Euro zu haben sein. 11700000 GB / 300 GB sind 39000 Platten pro Monat und damit 3.9 Mio. Euro Ausgaben für die Speichermedien. Na gut, so kurbelt man wenigstens die Festplatten-Industrie an... nur dumm, daß die Gewinne nach USA und Ostasien laufen :-O Und bezahlen darf den Unsinn eh der Verbraucher, egal ob nun über Steuern oder erhöhte Telefon/Internet-Gebühren.

<<<   >>>

Powered by: ESTW, AMD, Linux, Xen, Debian, Perl, Apache, mod_perl2, RoBlog, Leikeim, Gauloises, myself, and probably many more.

Valid XHTML 1.0! Valid CSS!