Bombenlegers Black Black Penguin Penguin Blog

<<<   >>>
Will Frankreich OpenSource verbieten??

In Frankreich soll gerade ein neues Urheberrechtsgesetz (DADVSI) im Eilverfahren noch vor Weihnachten durchgepeitscht werden. Neben schon anderweitig bekannten Grausamkeiten wie dem Verbot, Kopierschutzmaßnahmen (die es technisch eigentlich gar nicht gibt) zu umgehen, soll man auch keine Werkzeuge oder Informationen dazu verbreiten dürfen. Letzteres läßt sich, wie in den USA mit dem DMCA bereits vorexerziert, durchaus auch als Zensurwerkzeug mißbrauchen.

Aber der dicke Hammer kommt erst noch: Des weiteren ist geplant, daß

Software für die Übertragung kopiergeschützten Materials ohne die Integration von Wasserzeichen oder DRM verboten werden soll.

(zitiert nach Heise Online)

Ähm, moment mal... "kopiergeschütztes" Material könnte ja so ziemlich alles sein, denn egal ob es nun abspielgeschützt ist oder nicht ist, es immer noch eine Ansammlung von Bits und damit direkt nicht zu unterscheiden von anderen derartigen Bithaufen (beispielweise eine beliebige Webseite, irgendein Freeware-Programm, Omas (digitalisierte) Rezeptsammlung, usw. usf.) Daraus folgern wir also, daß eigentlich bei jeglicher Datenübertragung DRM und/oder Wasserzeichen berücksichtigt werden müssen.

Auf der anderen Seite kann DRM nicht in OpenSource implementiert werden, denn irgendwo muß in dem DRM-Programm ein geheimer Schlüssel drinstecken (oder zumindest ein geheimes Verfahren, was aber deutlich unsicherer ist). Und da sich in offenen Quellen nichts geheim halten läßt, paßt das einfach nicht zusammen.

Aber beide Tatsachen kombiniert bergen Sprengstoff: Wenn Datenübertragungs-Software gesetzlich zu DRM verpflichtet ist und DRM mit OpenSource unverträglich ist, dann wäre dem DADVSI zufolge jedes quelloffene Programm zur Datenübermittlung illegal! Und das ist ein ziemlich weites Feld: diverse FTP-Clients, viele FTP-Server, der Webserver Apache, der Browser Firefox, SSH, ... Ganz abgesehen davon, daß sicher auch der aktuelle MS Internet Exploder nicht den Anforderungen entspricht :) Und wenn man's noch genauer ansieht, kann man z.B. Musikdateien auch per USB-Stick kopieren. Ist der Dateisystemtreiber nun auch Software, die DRM beherrschen müßte?

Wenn das so durchgezogen wird, dann bricht in Frankreich mit Inkrafttreten dieses Gesetzes die komplette Internet-Infrastruktur zusammen, vielleicht sogar noch mehr. Wollen sie das? Nein, wahrscheinlich wohl nicht, jedenfalls nicht so direkt. Einerseits wurden da wohl nicht alle Implikationen durchdacht, und man hat bei "Software für die Übertragung kopiergeschützten Materials" nur an Peer-to-Peer-Programme gedacht, obwohl es da auch keinen zwingenden Zusammenhang gibt.

Aber andererseits wird es manchen nur recht sein. Denn durch so weitreichende Verbote, die in der Praxis kaum beachtet werden (können), macht sich quasi jeder irgendwie schuldig. So wie heute schon ein schlecht gelaunter Polizist bei einer Verkehrskontrolle irgendeinen Verstoß findet, wenn er nur lange genug sucht, und sei's nur das Ablaufdatum des Verbandskastens. Das kann ausgenutzt werden, wenn jemand sich an anderer Stelle unbeliebt oder verdächtig macht...

Nun frage ich mich, was man gegen solche Gesetze wie in Frankreich geplant tun könnte. Zum einen der immer gleiche Aufruf: Laßt die Content-Mafia am ausgestreckten Arm verhungern, kauft einfach nichts von ihnen! Wenn die Umsätze weiter sinken, sind zwar erstmal wieder die pösen Raubkopierer und alles andere schuld, aber auf Dauer ist das das beste Druckmittel. Musik, Filme usw. können noch so gut gegen Kopien geschützt sein, wenn niemand das Zeug kaufen will, dann ist es nichts wert.

Die andere Frage ist, ob die OpenSource-Gemeinde irgendwelche Gegenaktionen ergreifen kann. Laut FSF Frankreich wurden OS-Programmier bereits aufgefordert, ihre Lizenzmodelle zu ändern. Hm, der französische Staat verwendet doch auch bestimmt an etlichen Stellen OS-Software, oder? Wie wäre es, wenn die Programmierer nun tatsächlich ihre Lizenzen ändern, aber dahingehend, daß staatlichen Institutionen solcher OS-feindlichen Länder keine Lizenz zur Ausführung mehr gewährt wird? Das geht leider nicht rückwirkend für bereits mit anderen Lizenzen versehene, alte Versionen, aber immerhin wären Updates bestehender Systeme damit illegal, und somit z.B. keine Security Updates mehr möglich. Schließlich sind OS-Programmierer auch Urheber ihrer Software und frei, Lizenzen zu vergeben wie es ihnen gefällt *eg* Warum sollten sie nicht die Rechte eines Urhebers, die hier ja angeblich verteidigt werden sollen, für sich in Anspruch nehmen?

(Zuletzt editiert 2005-12-07 22:55)
<<<   >>>

Powered by: ESTW, AMD, Linux, Xen, Debian, Perl, Apache, mod_perl2, RoBlog, Leikeim, Gauloises, myself, and probably many more.

Valid XHTML 1.0! Valid CSS!